Im Bücherregal von Simon Goritschnig
Im Bücherregal von Simon Goritschnig
Zur Person
Simon Goritschnig wurde 1988 in Österreich geboren und studiert, arbeitet und lebt seit 2008 in Wien. 2015 diplomierte er an der Universität für angewandte Kunst Wien, im Bereich Grafik und Druckgrafik. In seiner künstlerischen Arbeit versucht er theoretische Inhalte mit möglichst freien Gestaltungsformen zu überschneiden, wobei die Zeichnung oft den Ausgangspunkt darstellt. Seine Arbeitstechniken variieren zwischen unterschiedlichsten Medien und Zugängen, in denen die Installation ebenso einen Kernpunkt der künstlerischen Praxis bildet.
Welches Buch aus meinem Bücherregal hat mich spürbar beeinflusst und warum?
Ich glaube zu einer gewissen Zeit hat mich “Der Ekel” von J.P. Sartre sehr beeinflusst. Ich las auch viel von A. Camus und S. de Beauvoir. Diese ganz minimalistische Erzählweise, die ohne Umschweife immer genau das sagt, was gesagt werden muss, hat mich immer sehr fasziniert. Es herrscht eine fast schon klaustrophobische Stille in diesen Romanen; eine Einsamkeit, die ich damals mit 20 Jahren unheimlich gerne in meine Zeichnungen verpackt hätte.
Es war eine Zeit des Umbruchs für mich. Ich bin in eine große Stadt gezogen und plötzlich waren da sehr viel mehr Menschen um mich herum als vorher. Das erste Mal richtig verloren zu sein, als Individuum unter Individuen war eine sonderbare Erfahrung. Diese existentialistische Literatur vermochte mich in diesem Moment abzuholen und aufzufangen und ich konnte mich sehr mit dem Blick der Autoren identifizieren.
Das Leben zwischen den Buchstützen. Welche Ratgeber lassen sich in meiner Sammlung finden?
Da gibt es in der Tat nicht viele. Aber am ehesten fällt unter diese Kategorie wohl das Tao Te King von Laotse, 7 Habits of Highly Effective People und die Yogasutren von Patanjali. In all diesen Büchern lese ich nur ab und zu, weil die Informationsdichte für mich zu hoch ist, als dass ich sie in großen Mengen aufnehmen könnte. Aber selbst ein kleiner Aphorismus aus dem Tao Te King hält schon genug Rätsel für einen Tag bereit.
Ohne welches Genre wäre mein Regal nicht dasselbe?
Definitiv ohne das Kunst- und Comicgenre. Ausstellungskataloge, Essays, Biografien und Autobiografien von KünstlerInnen sind extrem wichtig in meinem Regal. Außerdem liebe ich französische Comics, vor allem die surrealen Bilderwelten von Jean Giraud alias Moebius. Ich kaufe jedes Buch von ihm, das ich in bekommen kann und studiere es bis ins letzte Detail.
Befindet sich auch ein selbst geschriebenes Werk zwischen den gekauften Büchern?
Zur Zeit arbeite ich an zwei Büchern mit, die ich illustriere und mit Zeichnungen versehe. Eines ist von Raphaela Edelbauer, einer jungen Autorin aus Wien, und erscheint unter dem Titel “Entdecker” im Klever Verlag. Das Andere ist von Alfred Goubran und wird dieses Jahr unter dem Titel “Gebete und Sitzbilder” im Drava Verlag erscheinen.
Außerdem arbeite ich gerade selbst sehr intensiv an meinem ersten Graphic Novel. Doch das ist noch Zukunftsmusik…
Kuddelmuddel oder fein garnierte Mixtur? Das Bücherregal in einigen Zeilen beschrieben:
Eher Kuddelmuddel! Jedes Mal wenn ich meinen Wohnsitz wechsle, gebe ich mir sehr viel Mühe, alle Bücher nach Namen und Autor zu sortieren. Doch im Laufe der Zeit strebt dann doch wieder alles dem Energieminimum zu. Ich verborge gerne Bücher, ziehe sie zum Suchen von Zitaten aus dem Regal oder blättere einfach mal gerne in einem zum Schmökern.
Kurz und knapp – der abschließende Regal Steckbrief
Als erstes Buch in meinem Regal steht …
Simone de Beauvoir – Eine gebrochene Frau
Und am Ende befindet sich …
Michio Kaku – Die Physik der Zukunft
Das einprägsamste Cover hat …
Richard Dawkins – The Selfish Gene
Der kürzeste Titel lautet …
Ich würde gerne sagen “Stücke1” – Von Thomas Bernhard, aber gerade habe noch einen kürzeren gefunden: “Ilias” – von Homer.
Regal Schwergewicht oder dezentes Board?
Es heißt Billy. Das sagt schon alles.
Die Bücherwelt von Simon Goritschnig © Privat
Zu guter Letzt
Ich stehe mit geschlossenen Augen vor meinem Bücherregal. Welches Werk erwische ich, wenn ich meine Hand ausstrecke?
Die Schatzinsel – von Stevenson
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